Der Hauszwerg von Hesselbach

In Hesselbach arbeitete ein fleißiger Holzmacher im Dienste des Herrn von Marschalk. In seinem Haus trieb ein böser Zwerg sein Unwesen. Aus dem Ofen flogen die brennenden Holzscheite; Teller und Schüsseln lagen am Morgen zerbrochen am Boden. Die Ziegen waren losgekettet und ins Freie gejagt. Das Schlimmste war, dass man des Übeltäters nicht ansichtig werden konnte. Da beschloss die Familie auszuziehen und anderweitig ein Unterkommen zu finden. Auf diese Weise hoffte man den lästigen Hausgenossen loszukriegen. Bald war der geringe Hausrat aufgeladen und der Wagen stand zur Abfahrt bereit. Nur von der Nachbarschaft wollte man noch Abschied nehmen. Als man dabei am Schlackenteich außerhalb des Ortes vorüberkam, sah die Frau eine kleine, verschrumpfte Gestalt. Die Frau blieb stehen und fragte: „Was treibst du da?“ Da hob der Zwerg den Kopf und antwortete höhnisch: „Ich wasche mein Kudel-Mudel, denn ich will heute noch nach N.“ Dabei nannte derselbe den Ort, wohin der Holzhauer ziehen wollte. Es war also unmöglich dem Zwerg zu entrinnen. Der Mann beschloss zu bleiben, lud seinen Wagen wieder ab und kehrte ins Haus zurück. Auf den Rat eines Geistlichen hin machte man schließlich dem Popanz den Aufenthalt im Hause durch Gebet und Weihwasser unmöglich.

Erzählt von Kößler in "Sagen um Haßlach, Kronach und Rodach", Hans Stäudel, Kronach 1949

Das unheimliche Licht am Schmierhügel

Die „Hut" ist heute im Volksmund ein noch gebräuchlicher Flurname ehemaligen, gemeindeeigenen Hesselbacher Weidelandes und liegt in der Gemarkung Leutenberg, südwestlich des Dorfes. Der sog. Hutweg führt in diese Flur. Dort gibt es eine Stelle, eine Art Ödung mit felsigem bzw. sumpfigem Gelände. Ober- und unterhalb dieses Flurstückes münden der mittlere und untere Leutenbergsweg in den Hutweg. In der Nähe befindet sich der „Schmierhügel", auf dem eine Sandsteinmarter steht.
In der Abenddämmerung oder bei Nacht haben manche Leute, wenn sie an der Schmierhügelmarter vorübergingen, ein Licht leuchten sehen. Da es ein- und ausging und sich auch noch an verschiedenen Stellen zeigte, sagte man: „Doa is nije richtich." Auch aus weiterer Entfernung vom Dorf sollen Leute gelegentlich dieses merkwürdige Licht gesehen haben. Man sprach dann beispielsweise: „Meine Sijel (Seele), gestern hou ichs widde gsäh, es ewiche Licht drühm die Hut." So war diese Stelle für manchen Vorübergehenden ein unheimlicher und sehr gefürchteter Ort."
Bei der Marter handelt es sich um die St. Elisabeth-Marter aus dem 19. Jahrhundert. Auf den Bronzereliefs sind dargestellt (von Norden über Osten und Süden nach Westen) eine Bäuerin mit einer Kuh und herbeieilende Bauern, die Flucht der heiligen Familie nach Ägypten, eine Darstellung der Fußwaschung und Kreuzigung und die heilige Elisabeth.
Die Marter erinnert an die Bäuerin Eidloth aus Hesselbach, welche an dieser Stelle von einer stoßenden Kuh angegriffen wurde. In ihrer Todesangst schlug die Frau mit einem Rechen auf das wildgewordene Tier ein und rief um Hilfe. Herbeieilende Bauern vertrieben die Kuh und standen der sterbenden Bäuerin bei.

Aufgeschrieben von Roland Schönmüller in "Erzählgut und Volksglaube im Frankenwald", Alfred Schäfer, Kronach, 1989

Die kartenspielenden Sargträger

Ein schauriges Erlebnis hatte ein heimkehrender Bauer aus Hesselbach im Pfaffenbach, einem Waldstück zwischen Hesselbach und Lahm. Durch den finsteren wald bewegte sich ein Leichenzug. Der Sarg wurde von vier schwarz gekleideten Männern getragen. Diese legten plötzlich eine Ruhepause ein und spielten mit verzinkten, metallenen Karten.

Aufgeschrieben von Roland Schönmüller in "Erzählgut und Volksglaube im Frankenwald", Alfred Schäfer, Kronach, 1989